Warum sich die Hände dreckig machen?

Diese Informationen wurden aufbereitet, um Student:innen an der HAWK den Zugang zum Tondruck zu erleichtern. Ziel des Leitfadens ist es, die Erstellung von Modellen, die Bedienung des Druckers sowie den Druckprozess zu erläutern und zu vereinfachen. Anders als der konventionelle Druck von Kunststoff im FDM-Verfahren ist der Druck von Ton immer noch komplex und erfordert ein gewisses Maß an Planung und Vorbereitung. Dementsprechend dient der Tondruck nicht dazu, den FMD-Druck zu substituieren, vielmehr stellt er eine eigenes Forschungsgebiet dar. Somit findet sich Tondruck nicht im Bereich des Rapid Prototyping wieder, sondern bespielt die Grenze zwischen moderner Technologie und klassischem Handwerk. 

Zudem bietet der Tondruck die Chance, tiefer in das Gebiet des 3D-Drucks einzusteigen. Während der konventionelle 3D-Druck aus etablierten Prozessen besteht, welche auf die qualitative Optimierung des Objektes abzielen, erlaubt uns der Tondruck, gegebene Parameter zu hinterfragen und zu verändern. Durch die Manipulation von Fahrwegen, Extrusionsmengen und Geschwindigkeiten ist es möglich, Objekte mit einer völlig neuen Ästhetik und Haptik herzustellen. Werden zudem die intrinsischen Eigenschaften des Tons mit bedacht, entstehen Geometrien, welche nicht von Hand hätten geschaffen werden können. 

Natürlich ist uns auch bewusst, dass nicht jeder tiefgreifend in die Materie einsteigen, sondern den Prozess als ausgereifte Technologie nutzen möchte. Wir sind daher bemüht, den gesamten Ablauf dahingehend zu optimieren. Da das Projekt jedoch noch in den Kinderschuhen steckt, sind auch wir noch dabei, Erfahrungen im Bereich Tondruck zu sammeln, und keine Meister dieser Arbeit. Daher sollten jegliche Hinweise in diesem Ratgeber mit Bedacht befolgt werden.

Der Leitfaden sowie die Vorlagedateien werden jedoch nach besten Ermessen aktuell gehalten und unterliegt daher ständiger Veränderung. 

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Ton-Druck in Kürze

Tondruck beschreibt die additive Schichtung von ton-, keramik- oder lehmartigen Materialien. Der Druckprozess ist vergleichbar mit dem konventionellen FDM-3D-Druck von Kunststoff, jedoch aufgrund der Materialeigenschaften und dadurch bedingte Vor- und Nachbereitung deutlich komplexer.

Tondruck bietet die Chance, eine moderne Technologie mit einem natürlichen Rohstoff zu verbinden. Dadurch wird es möglich, Geometrien und Formen zu generieren, die nur schwerlich oder sogar unmöglich von Hand herzustellen wären. Trotzdem erfordert der Prozess eine direkte händische Arbeit mit dem Material, da dieses für den Druck vorbereitet und optional nachbearbeitet werden muss. Daher liegt ein attraktiver Aspekt des Tondrucks in der hybriden Tätigkeit zwischen digitaler Modellentwicklung, der maschinellen Umsetzung und der händischen Arbeit am Drucker und dem Objekt. Insofern ist der Tondruck direkter erfahrbar, da der Prozess des Drucks aktiv begleitet wird, während der FDM-Druck auf die rapide Herstellung eines Objektes  ohne Intervention durch den Nutzer:in abzielt. 

Auch funktionale Aspekte sind kategorisch anders einzuordnen. Kunststoff kann aufgrund statischer, hygienischer und technischer Eigenschaften in vielen Bereichen eingesetzt werden. Dies ist mit Ton nur eingeschränkt möglich, andererseits ist der Tondruck durch die Verwendung eines organischen Materials nicht nur ungefährlich für den Nutzer:in, sondern ermöglicht Einsatzgebiete, in denen ökologische Aspekte eine wichtige Rolle spielen. Zudem gibt es beim Druck von Ton kaum Abfälle. Während gescheiterte Drucke aus Kunststoff häufig weggeworfen werden, kann Ton einfach wieder zerkleinert, bewässert und erneut gedruckt werden. 

Zudem bietet der Druck große Potenziale in der Erstellung individueller Ästhetiken. Während die 3D-Druck-Industrie versucht, Artefakte des Druckprozesses wie die sichtbare Schichtung des Filaments zu verstecken, können diese im Tondruck aktiv als gestalterisches Mittel eingesetzt werden. Auch die Plastizität von Ton während des Drucks kann Fluch und Segen zugleich sein. Auf der einen Seite limitiert es den Druck auf rudimentäre Grundgeometrien und Volumen, auf der anderen Seite gibt es diverse Möglichkeiten, z. B. die Glättung der Druckebenen, um den Ton noch während des Drucks oder anschließend in der Nachbearbeitung zu modellieren und zu verformen. 

Zuletzt besteht die Möglichkeit, das Modell zu brennen und/oder zu glasieren. Durch den Brennprozess verliert der Ton seine spröden Eigenschaften und wird resistent gegen Feuchtigkeit. Glasieren eröffnet eine weitere Gestaltungsebene und veredelt das Produkt.