Das Ziel des Semesters bestand darin, ein Objekt zur Nahrungsaufnahme zu entwickeln. Dabei sollte mit dem Tondruck gearbeitet werden und Prototypen entwickelt werden, die sowohl ästhetische als auch ergonomische Ansprüche erfüllen. In der Ideenfindungsphase kamen verschiedene spannende Themen auf. Zum einen befasste ich mich mit der Imitation eines Tassenhänkels im Tondruck und zum anderen mit den Möglichkeiten Strukturen erzeugen zu können, sowie mit der Erzeugung von klaren geometrischen Formen. Dabei sind unter anderem die Tassen entstanden. Schlussendlich fokussierte ich meine Aufmerksamkeit auf die Erstellung klarer geometrischer Formen im Tondruck und der experimentellen Auseinandersetzung mit möglichen Materialüberhängen. Die ersten Druckversuche konzentrierten sich auf die Formfindung und die Ergonomie einer Kanne. Dabei wollte ich eine Kanne entwickeln, die ohne typischen Griff gut greifbar ist. Zudem versuchte ich mich an den möglichen Materialüberhang heranzutasten.
Nach dem ersten Druckversuch überarbeitete ich die Form der Kanne. In der Formfindungsphase entstand die Idee eine Kanne zu entwickeln, die eine kegelförmige Öffnung bereithält, sodass man einen Kaffeefilter an dieser Stelle einsetzen kann und die Kanne nicht nur Behälter für die Flüssigkeit ist sondern gleichzeitig auch der Kaffeebereiter ist. Im ersten Versuch zeigte sich, dass der Materialüberhang gut funktioniert und noch extremer sein könnte. Zudem wirkte die Formensprache der Kanne noch recht starr. Durch die Verengung des mittleren Teils der Kanne sollte die Form noch dynamischer werden. Außerdem verstärkte ich den Überhang, indem ich die kegelförmige Öffnung etwas vergrößerte, sodass diese noch runder als zuvor ist. Die Kanne bekam zudem zwei spitz zulaufende Enden, die zum sauberen Ausschenken von Flüssigkeit dienen.
Im nächsten Schritt wollte ich die Kurven in der z-Achse verändern, sodass die beiden Enden der Kanne höher liegen und das Objekt noch mehr Dynamik bekommt. Das Verändern der Kurven in der z-Achse mit dem Programm Rhino war jedoch mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Durch die Veränderung der z-Achse konnte keine geschlossene Fläche gebildet werden, die sich dann mit dem Programm Grasshopper slicen lässt. Das Slicen des Objekts in Grasshopper funktionierte nur, wenn der mittlere Teil des Objektkörpers nicht so spitz zusammenläuft. Dadurch ging allerdings die klare geometrische Formensprache verloren. In einem weiteren Ansatz wurde versucht die Kanne in zwei Teilen zu drucken, da sich die untere Hälfte und die obere kegelförmige Hälfte unabhängig von einander mit Grasshopper slicen ließen. Beim Druck passten die beiden Teile, trotz richtiger Einstellung der Koordinaten nicht aufeinander.
Für den nächsten Versuch befasste ich mich nochmal mit dem in Rhino erzeugten Modell. Um die klare geometrische Form des Objekts beizubehalten und trotzdem eine Verschiebung in der z-Achse zu erreichen überarbeitete ich das Rhino-Modell. Es gelang mir ein mit Grasshopper kompatibles Objekt zu erzeugen, indem ich das Objekt in Rhino aus mehreren Kurven aufbaute. Die Kurven überarbeitete ich daraufhin und verschob den oberen Teil in der z-Achse. Als nächsten Schritt erzeugte ich eine Fläche mit dem Loft Befehl. Durch die vielen eng aneinander liegenden Kurven wurde das Objekt in die gewünschte geometrische Form gezwängt. Auf diese Weise konnte ich das Objekt mit Grasshopper slicen und erhielt die Druckdatei für die Kanne mit der Verschiebung der z-Achse.
Das Ergebnis der gedruckten Kanne war sehr unförmig. Obwohl die Datei in Rhino, wie auch in Grasshopper sehr klare und saubere Linien aufwies, waren die Kanten der gedruckten Kanne ungleichmäßig. Insgesamt wirkte die gedruckte Kanne unförmig. Grund dafür könnte die Konsistenz des Tons sein. Dieser war relativ weich, sodass sich beim Drucken der Bahnen das Objekt immer ein Stück mitziehen ließ. Ein weiterer Grund für die unförmigen, teils wellenförmigen Kanten könnten die vielen Kurven, die zum Loften erzeugt wurden sein. Die geloftete Fläche wurde in die Form der Kurven gezwängt, sodass diese zwischendurch etwas eingefallen sein könnte. Dies müsste allerdings minimal gewesen sein, da man die unförmigen Kanten im Rhino Modell nicht sehen konnte. Zudem waren die Kanten des Ausguss sehr unförmig und nach oben hin sehr steil. Der Grund dafür könnte das verschieben der z-Achse der obersten Kurven des Modells sein. Beim genauen hinsehen erkennt man auch, dass durch die Veränderung der z-Achse die Kante des Ausguss eher bauchig geformt ist.
Im nächsten Schritt wurde versucht, die unförmigen Kanten der gedruckten Kanne auszubessern. Dafür wurde das Modell in Rhino nochmals überarbeitet. Um die unförmigen, teils wellenförmigen Kanten zu minimieren erzeugte ich noch mehr enger aneinander liegende Kurven, die ich später loften ließ. Dadurch versuchte ich zu vermeiden, dass die Fläche zwischen den Kurven nach innen fällt und eine wellige Form sichtbar wird. Als nächstes überarbeitete ich noch den Ausguss, der im letzten Druckversuch eine bauchige Form hatte und in den letzten Bahnen sehr steile Kanten bildete. Dafür verschob ich im Modell nicht nur die oberen beiden Kurven in der z-Achse, sondern alle Kurven des Ausgusses gleichmäßig in der z-Achse. Wenn man die beiden Modelle miteinander vergleicht, kann man erkennen, dass die Kanten des neuen Modells viel gleichmäßiger verlaufen. Die bauchige Form ist durch die Änderungen verschwunden und die Kanten des Ausgusses wirken viel gradliniger.
Beim Drucken des überarbeiteten Modells entstanden neue Probleme. Das Modell verlor beim Druck die Stabilität und der Ton sackte an der Stelle des Überhangs ab. Die erste Vermutung war, dass die Ton Masse zu feucht und damit zu elastisch gewesen sein kann. Doch auch beim Druck mit neuer Ton Masse trat das gleiche Problem auf. Eine weitere Vermutung war, dass mehr Ton extrudiert wurde und das Objekt dadurch mehr Gewicht hat, was an der Stelle des Überhangs nicht mehr getragen werden kann. Ein Lösungsansatz bestand darin das Modell minimal zu verkleinern und die engste Stelle ein wenig zu vergrößern, sodass der Überhang etwas kleiner ist. Hierbei zeigte sich eine kleine Verbesserung im Druck. Der Ton sackte zwar immer noch ab, jedoch nicht mehr so stark wie bei den ersten Druckversuchen.
Um das Problem des Absackens vom Ton zu verhindern war ein weiterer Lösungsansatz das Objekt beim Druck mit einem Heißluftfön zu föhnen. Dadurch sollte der Ton schon beim Druck ein wenig fester werden und an der Stelle des Überhangs stabiler sein, sodass der Ton in seiner Form bleibt. Im Druck wurde der Ton dann ab der engsten Stelle im Modell aus einiger Entfernung bei ca. 80 Grad geföhnt. Hier musste vor allem drauf geachtet werden, dass die Ton Masse nicht zu schnell trocknet und auch nicht zu heiß wird, da ansonsten zu viel Spannung im Ton entstehen könnte was zu Rissen oder zum Platzen des Objekts führen kann. Durch das Föhnen blieb die Masse stabil und der Ton sackte nicht mehr ab. Mit dieser Methode konnte das Problem gelöst werden und das gedruckte Objekt entsprach der gewollten Form des Modells.
Nachdem der letzte Druckversuch klappte begann der Druck des finalen Objekts. Dafür wendete ich alle neu gewonnenen Erkenntnisse aus den letzten Druckversuchen an. Ich druckte das Objekt öfters, falls es beim Trocknen oder beim Brand der Tonobjekte zu Komplikationen, wie zum Beispiel zu Rissen oder das Platzen des Tons durch Lufteinschlüsse kommt. Nachdem die Kannen durchgetrocknet sind kamen diese in den Schrühbrand. Auf Grund des Zeitmangels, da mein Auslandssemester früher begann, konnte ich die Objekte noch nicht glasieren. Dies wird der nächste Schritt sein, sobald ich wieder an der Hochschule bin. Durch das Glasieren wird die Kanne dann dicht für Flüssigkeiten.
Durch die aufkommenden Probleme während der Druckversuche konnte ich viele neue Erkenntnisse über das Material Ton und über den Druckprozess gewinnen. Jede Tonart besitzt unterschiedliche Eigenschaften und muss individuell behandelt werden. Auch jeder Druck und jede Veränderung am Modell kann zu neuen Herausforderungen führen, die zuvor nicht aufgetreten sind. Somit muss man sich immer wieder neu mit dem Modell und den passenden Einstellungen auseinander setzen. Der Prozess zeigte mir, dass durch viele kleine Anpassungen und durch das Ausprobieren verschiedenster Lösungswege die Kanne immer weiter optimiert werden konnte. Selbst als man an einigen Stellen dachte, dass keine Optimierung mehr möglich sei, gab es im Endeffekt doch eine Lösung, die das Objekt verbesserte. Da ich neben dem Tondruck auch zum ersten Mal mit den Programmen Rhino und Grasshopper arbeitete, konnte ich auch hier eine Menge dazulernen. Meine Vorkenntnisse in CAD-Programmen waren für die Bedienung von Rhino sehr hilfreich. Ich lernte jede Woche durch das Optimieren meines Objekts neue Funktionen des Programms kennen, wodurch ich die Qualität des Modells stetig verbessern konnte.