Ziel des Semesters war eine Auseinandersetzung mit dem Tondruck und dabei ein Produkt zu entwerfen und zu fertigen, welches im Themenbereich der Esskultur/Esswerkzeuge liegt. Zu Beginn des Kurses ging es um das Experimentieren und Herausfinden der Eigenschaften des Druckers, dabei sollte eine thematisch passenden Idee erarbeitet werden. Zum Erstellen der Modelle wurde das CAD Programm Rhino 7 verwendet. Als Slicerprogramm, welches als Vermittler zwischen dem 3D-Modell und dem 3D-Drucker fungiert, wurde das Rhinoplugin Grasshopper und das Programm Cura benutzt.
Der erste Druckversuch war dafür gedacht das Material, den Drucker und den allgemeinen Ablauf kennenzulernen. Dafür war es sinnvoll ein möglichst einfaches Modell zu erstellen und sich mit der Druckgeschwindigkeit, dem Luftdruck und der Feuchte des Tons auseinanderzusetzen.
Beim zweiten Druckversuch ging es vor allem darum, weitere Gestaltungsmöglichkeiten auszuprobieren. Das Ziel war es, mithilfe von Grasshopper eine Oberflächenstruktur auf ein Objekt zu bringen und dieses anschließend zu drucken. Das Objekt sollte gleichzeitig auch noch zur Thematik passen, weshalb ich mich für eine Karaffe mit Bechern entschieden habe. Mit der Karaffe wurde getestet, wie stabil ein hohes Objekt beim und nach dem Druck bleibt. Im Trocknungsprozess ist die Karaffe am Boden leider gerissen. Dieses Problem ist allerdings bei keinem anderen Objekt aufgetreten, obwohl der Trocknungsprozess nicht verändert wurde.
Ein weiteres Experiment war die Verformung eines Objektes nach dem Druckprozess. Ziel war es, eine Obstschale zu erstellen. Dafür habe ich ein relativ flaches Objekt mit einer Gitterstruktur gedruckt. Der Plan war es, das gedruckte Objekt später über eine Schüssel zu legen und es so trocknen zu lassen. Um das Objekt nach dem Druck ohne Beschädigung über die Schüssel zu legen, war es wichtig, auf einem flexiblen Untergrund zu drucken. Der Druckversuch auf einer dünnen Korkmatte, hat nicht funktioniert, da die Haftung zu schlecht war. Als Nächstes habe ich es mit einem Tuch probiert, welches ich auf eine Holzplatte gespannt habe. Dies hat funktioniert und das Objekt ließ sich mit dem Tuch einfach über die Form legen. Nach dem Trocknen konnte das Tuch einfach abgezogen werden. Ein Problem war, dass die Gitterstruktur vom Slicer als Füllstruktur angesehen wurde und sich deshalb nicht immer richtig mit der Außenwand verbunden hatte. Ein weiteres Problem war der zu niedrige Materialfluss, wodurch die Bahnen lückenhaft geworden sind. Durch einen anderen Objektaufbau und andere Slicereinstellungen könnten zukünftig beide Probleme behoben werden.
Nach einer Zwischenpräsentation sollten wir uns für eine Objektidee entscheiden und diese bis zum Semesterende bearbeiten und verfeinern. Ich habe mich dazu entschieden, ein Stövchen herzustellen. Die erste Version war eine halbierte Röhre, durch die eine Fläche durchgedrückt wurde. Dies sollte zum Abstellen von Kannen oder Tellern dienen. Die Fläche wird von Teelichtern erhitzt. Aus Stabilitätsgründen wurde das Stövchen doppelwandig gedruckt. Bei der zweiten Version wurde die Öffnung und die Gesamtlänge angepasst. Dies erleichtert den Wechsel und das Löschen von Teelichtern, durch eine bessere Erreichbarkeit des Innenraums.
Die zuerst gedruckte Version hatte eine sehr große Form. Da dies nicht dem gewünschten Erscheinungsbild entsprach, wurde eine andere Form gewählt, dieses hat eine schmale, sakral anmutende Form. Zu dem Stövchen passend wurden eine Karaffe und eine Schale erstellt. Bei diesen wurde die Z-Achse mithilfe des Grasshopperslicers verändert. Wie bei einem Service üblich, war es wichtig, darauf zu achten, dass alle Teile zusammengehörig aussehen, indem sie Form und Farbe voneinander aufgreifen. Das Service wurde komplett glasiert und gebrannt. Bei der Karaffe handelt es sich um das erste Objekt, dass ich glasiert habe und daher sind Unregelmäßigkeiten in der Glasur zu sehen.
Nach dem Experiment mit der schmaleren Form und der Manipulation der Z-Achse habe ich die Ideen des ersten Stövchenentwurfs wieder aufgegriffen. Wichtig war mir hierbei, die durchgedrückte Fläche als Gestaltungselement des ersten Stövchenentwurfs zu nutzen. Außerdem sollte die Zusammengehörigkeit der Service Elemente durch eine sich wiederfindende Form verdeutlicht werden. Bei diesem Stövchen ist die Besonderheit, dass nicht nur die Karaffe, sondern auch die Becher erhitzt werden. Das Stövchen wurde nur einwandig gedruckt, da dies nach dem Brand genug Stabilität aufweist, sowie wesentlich zeit- und ressourcenschonender ist.
Beim und vor allem nach dem Druck sind die durchgedrückten Flächen aufgrund des Gewichts und der Schwerkraft, trotz der Berücksichtigung des maximalen Überhangs von unter 30 Grad. Diesen gilt es nämlich beim Tondruck zu berücksichtigen. Damit die durchgedrückten Flächen zur Geltung kommen, muss die Gesamtgröße des Stövchens sehr groß sein, dies wirkt allerdings unausgewogen im Verhältnis zu nur zwei Bechern. Die Becher haben auch keine gewöhnliche Form, sondern sind kleinen Flaschen nachempfunden, welche die dominierende Form des Stövchens aufgreift. Die Becheröffnung ist zwar zum Trinken gut geeignet, jedoch lässt sie sich aufgrund der schmalen Öffnung nicht optimal befüllen. Aus diesem Grund wurde noch eine zweite Version erstellt, sie hat eine kreisförmige Öffnung und wurde anstatt mit einer 4 mm Düse mit einer 2 mm Düse gedruckt.
Das finale Stövchenservice greift Elemente der vorangegangenen Versionen auf. Die Grundform wurde von dem Stövchenservice V2 übernommen und etwas verkleinert. Genauso wurde die Grundidee des allerersten Stövchens mit der durchgedrückten Fläche aufgegriffen. Das erste Stövchenservice hat gezeigt, dass ein Service durch gleiche Formen und/oder gleiche Farbe als eindeutig zusammengehörig erkannt wird. Dies gewährleistet in dieser Version die wiederkehrende Grundform. Außerdem dient die Grundform bei den Tassen als eingedrückte Grifffläche. Die Tassen sind für ein besseres Mundgefühl beim Trinken und für einen höheren Detailgrad in 2 mm gedruckt. Hierbei war es wichtig, während des Drucks, mit einem Föhn, den Ton an den überhängenden Stellen zu trocknen, sodass dieser nicht heruntersinkt. Die Karaffe selbst greift die Grundform in ihrem Gesamtaussehen und in der Form der Griffe auf. Sowohl die Kanne, als auch die Tasse lassen sich dadurch angenehm greifen. Bei einem ersten Testversuch wurde die Karaffe mit einer Tonstärke von 4 mm gedruckt. Dies hat insgesamt gut funktioniert, jedoch hat sich die Karaffe während des Brands verzogen, was sich aber leider nicht verhindern ließ. Beim Druck der Karaffe in 2 mm Tonstärke hat der Drucker die Kurven nicht perfekt aufeinander gesetzt, wodurch diese sichtbaren Rillen und Kanten in der Oberfläche entstanden sind. Hinzukommt, dass die Karaffen in der 2 mm Ausführung nach dem Trocknungsprozess extrem leicht zerbrechlich sind. Das Stövchen selbst wurde aus Stabilitätsgründen in 4 mm gedruckt. 40 Minuten nach dem Druck wurde zur effizienteren Hitzeübertragung in die Karaffenstellfläche die Grundform hineingeschnitten.
Zusätzlich zum finalen Stövchenservice habe ich noch einen Becher hergestellt. Er ist schmaler und höher als die Tasse, auch er greift die Grundform in mehreren nach innen gedrückten Flächen auf. Bei den ersten Versuchen dieser Form war der Überstandwinkel zu hoch. Trotz der Nutzung des Föhns während des Drucks, ist die Form - wie links im Bild zu sehen - eingefallen. Nach einer Korrektur des Winkels und des Aussehens mit weniger tief nach innen gedrückten Flächen hat der Druck funktioniert. Der Becher lässt sich - wie das restliche Service - angenehm greifen.
Insgesamt war das Arbeiten mit dem Drucker sehr spannend. Auch finde ich es immer wieder beeindruckend, ein am Computer erstelltes Produkt in der Realität zu erschaffen und damit greifbar machen zu können. Schwierigkeiten bei diesem Projekt zeigten sich durch schwankende Variablen wie die Tonbeschaffenheit, Luftdruck, technisches Versagen des Druckers und unterschiedliches Raumklima bei der Trocknung. So wurde jeder Druck zu einer kleinen Herausforderung. Letztendlich ließen sich aber die meisten Probleme lösen.
Ich hätte auch noch gerne weiter experimentiert und zum Beispiel noch versucht den Ton mit Farbe zu mischen. Auch das Thema Glasur hätte ich gerne noch ausführlicher erforscht und ausprobiert. Mir war vorher nicht bewusst, wie sehr man sich nicht nur mit dem Drucken, sondern auch mit dem Ton und der Weiterveredelung der gedruckten Objekte auseinandersetzen muss. Allgemein bin ich sehr zufrieden mit dem Endergebnis des Stövchenservices sowie dem Kursverlauf. Ich habe eine Menge gelernt, vor allem die Auseinandersetzung mit den Themen war lehrreich und hat Freude gemacht.